Donnerstag, 29. November 2018
Definition von Glück
Gebt mir
einen Energy Drink,
eine Flasche Rotwein,
eine Nacht,
was zu tun
und ich bin glücklich.

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Donnerstag, 22. November 2018
Report #61
Ist es falsch zu sagen, das ich intensiv leben möchte?

Ich benutze immer wenn ich darüber nachdenke oder darüber rede den Begriff des "Gebens". Das Leben ist ein Geben und Nehmen, klar.
Aber ich brauche Dinge die mir was "geben." Ein Gefühl, eine Emotion, etwas zum Nachdenken. Eben irgendwas.

Ich glaube, daher kommt meine Offenheit und Neugier gegenüber Menschen, Neuem und Fremden. Und wenn es auch nur ein Gedankenfunke in mir auslöst hat es sich rentiert.

Ich will die Welt nicht begreifen, nicht verstehen. Ich weiß nicht was ich will und das reicht mir. Es ist eine Suche.

Ich sitze da und trinke Wein, obwohl ich die Woche über langsam versucht habe meinen Konsum herunterzufahren. Aber ich brauch es, so traurig es ist.

Es scheint absurd, wenn ich mir Mut antrinken will für Dinge, die nicht nachts nicht betrunken tun kann, doch ich hoffe das die Stimmung bleibt.

Ich muss morgen früh raus, an die Universität und Vorlesungen besuchen, danach stehen zwei Besprechungen mit meinen zwei Chefs an und danach eine Verabredung mit Kommilitionen, mit denen ich an einem Forschungsprojekt arbeite, das sich dem Ende neigt und in das ich viel Herzblut reingesteckt habe.

Es ist nicht leicht, sich Abends zu betrinken und den Tag über, oder sobald morgens wenn der Wecker geht aufzustehen und bis zum nächsten Schluck seine Leistung zu bringen. Und es ist sicher nicht gesund.

Aber jetzt sitze ich hier wie jeden Abend, Pinky und trinke meinen Rotwein. Eigentlich wollte ich einen Tee trinken, doch ich konnte der Sucht nicht wiederstehen. Ich habe mir eine Kerze angesteckt, das Licht ausgemacht, mir ein Glas ausgeschenkt und sitze da und denke nach.
Über früher, heute, morgen, was auch immer. Über das was ich will, was ich niemals haben werde und wie ich reagiere, wenn ich weiß, das ich es niemals haben werde. Ich trinke Schluck um Schluck und schaue aus meinem kleinen Fenster hinaus in die Nacht, in den dunklen Hinterhof in dem sich nichts mehr regt.
Ich will sitzen bleiben, die Flamme beobachten, wie sich sich im Glas regt und langsam Docht und Wachs verbrennt. Ich will wach bleiben, bis es wieder heller wird, so hell es eben wird an diesen frühen kalten Wintertagen. Ich will nicht schlafen bevor die Flasche Wein getrunken ist und ich will mir Zeit lassen beim trinken. Ich will die Schlücke genießen nicht weil sie gut schmecken, sondern weil sie die Schlücke sind dieser melancholisch-trüben Nacht.

Und morgen ist ein neuer Tag, wie jeden Tag. Ein Tag voller Möglichkeiten, denen ich nicht gewachsen bin. Ein neuer Tag der mich dazu bringt, den Abend so zu verbringen wie diesen Abend. Ein guter Abend.

Ich gebe mich nicht auf.
Es kann nur besser werden.
Alles wird gut.


Kas

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Mittwoch, 14. November 2018
Report #60
"Mancherlei Abstoßendes in dem, was ich zu erzählen habe, mag durch die Verhältnisse bedingt gewesen sein."
beginnt das erste Kapitel der Einleitung in T. E. Lawrences die Sieben Säulen der Weisheit.
Über das erste Kapitel der Einleitung kam ich bisher noch nicht raus. Ich will mich ganz einlassen auf das was er schreibt - ich liebe sein Stil - und das konnte ich bisher noch nicht.

Wie's mir geht? Schwer zu sagen. Es war ein hartes Wochenende und ein noch härterer Start in die Woche. Ich trinke wieder viel. Ich nehme wieder Tabletten zum Schlafen. Ich schlafe schlecht.

Ich gebe mich nicht auf.

Ich gebe alles andere auf, was mich hemmt, was mir nichts gibt oder nicht das, was ich brauche. Italo Calvino schreibt am Ende von Die unsichtbaren Städte, das es zwei Arten gibt, nicht unter der Hölle der Lebenden zu leiden: Sie zu akzeptieren und so sehr Teil von ihr zu werden, dass man sie nicht mehr sieht oder zu suchen und zu erkennen, was in dieser Hölle nicht Hölle ist und ihr Dauer und Raum zu geben.

Scheiße, ich hätte mit beiden gerne gesprochen. Mit Lawrence über seine Zeit bei den Araber und mit Calvino über seine Zeit bei den Partisanen. Eine andere Zeit.

Ich muss aufhören zu trinken. Zumindest alleine jeden Tag. Verdammte Sucht. Scheiß Tabletten.

Sie entschuldigen meine Ausdrucksweise, aber ich mache mir Sorgen. Was soll's. Und mit der Ausdrucksweise wird's heute leider nicht besser.

Gestern war ich mit einem alten Klassenkameraden Mittagessen. Seit sieben Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen und das Treffen kam zufällig über einen gemeinsamen losen Bekannten zustande. Mit Verlaub, er sah scheiße aus.

Leukämie. Mittlerweile seit eingier Zeit besiegt, soweit man das besiegen kann. Ich wusste von seiner Krankheit, aber ich wusste nicht wie er aussehen würde, da er in Whatsapp kein Profilbild hatte und ich ihn auch sonst nirgends gefunden habe.

Er war nicht mehr der sechzehnjährige Junge den ich kannte, den ich im Gedächtnis hatte. Seine Haare waren licht und wohl nicht mehr richtig nachgewachsen und sein Gesicht gezeichnet, es wirkte erschöpft und fahl. Scheiße, mit dreiundzwanzig sollte man nicht so aussehen. Scheiße, tut er mir Leid.

Und ich denke, ich habe Probleme. Klar, jeden Tag verhungern Kinder in Afrika, die haben Probleme. Und jetzt kann man argumentieren, dass ich trotzdem das Recht habe auf Probleme, auch wenn afrikanische Kinder verhungern. Andere Probleme, als sie natürlich.

Und ich sitze da, trinke mein Bier, denke über meine verschwendete Zeit nach, über Sie, die ich eigentlich vergessen will, über mein Bier, das ich brauche, über das, was ich verpasse und alles andere.

Ich gebe mich nicht auf.

Ich werde was ändern. Ich nehme es mir jedes Mal vor, jeden verdammten Tag. Und irgendwann packe ich es. Ich gebe mich nicht auf.

Adieu Bruder Alkohol, bon voyage schönste Frau. Ich gebe euch auf. Es wird Zeit Probleme niederzuringen und neues anzugehen. Ich gebe anderen Dinge von nun an Raum und Zeit.

Eigentlich würde ich es hier beenden, doch eins ist mir noch wichtig: Die DKMS macht einen echt guten Job, denke ich, und wenn ihr, liebste Leser und Leserinnen, eine Chance habt euch typisieren zu lassen, macht's. Ich bin auch registriert und wenn der Brief kommt, ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen.

Und sonst geht ein Toast raus, an alle die Ärzte und Forscher, die ihren Grips, ihre Zeit und Kraft benutzen um den Menschen zu helfen und dieses Übel zu erforschen und zu besiegen. Das nächste Bier geht auf euch. Tiefsten Respekt und Hochachtung.

Gebt euch nicht auf.

Nachdenklich trinkende und doch zuversichtliche Grüße,
Kas

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Freitag, 9. November 2018
Report #59
Mir geht's nicht gut. Die letzten Saufbrüder lassen mich in Stich. Und das Kiosk hat auch schon zu.

Ich war im Kino, alleine. Zwei Bier auf 90 Minuten. Jetzt fühle ich mich einsam. Ich habe Sie gesehen, mit einem Typen. Ich weiß nicht ob Sie ihn schon länger kennt, oder ob es ein Date war. Es sollte mir eigentlich egal sein. Ist es aber nicht. Warum? Keine Ahnung. Mir fehlt was.

Der Film macht ein mulmiges Gefühl, sagt die fremde Frau vor mir beim rausgehen. Scheiße, denke ich, mich hat er motiviert. Nimm das Leben wie es kommt, denke ich mir zum Film, und hör' auf zu jammern.

Ich habe sie alle angeschrieben, niemand antwortet. Es ist Donnerstag, 22:45 und mich dürstet es nach Gesellschaft. Verdammt, ich brauch jemanden zum trinken und reden. Die Sorgen einfach niederlegen.

Ich hab noch Alkohol da, aber nur Schnaps. Jägermeister, Wodka und Rum. Aber nichts zum mischen. Früher habe ich Wodka nur pur getrunken, weil ich Orangesaft nicht leiden konnte, zumindest nicht im Alkohol. Scheiße, warum habe ich kein Bier für danach besorgt?

Ich will über den Film reden, ihn verarbeiten, über ihn streiten. Ich will meine Gedanken dazu verbreiten und die von anderen hören. Ich will was trinken, ich will über Sie reden, wie ich mich fühle.

Ich will reden, aber niemand hört zu. Niemand ist da der zuhört. Die letzten Saufbrüder sind gestorben.

Ich war immer da. Das werde ich mir nicht vorwerfen lassen. Ich bin aufgestanden, nachts um drei um mich in die nächste Kneipe zu setzen und mir das Leid der Brüder anzuhören und zu trinken.

Gesellschaft ist nicht das entscheidende. Ich will es loswerden. Wenn ich noch Bier hätte oder eine Flasche Wein, könnte ich es mir von der Seele schreiben, aber so gibt es keine Lösung. Ich will es nicht mit ins Bett nehmen. Ich will es verarbeiten, nicht in mich hineinfressen. Ich will es ertränken. Ich will es fühlen und vergessen.

Nimm das Leben wie es kommt und hör' auf zu jammern.
Nimm dir was zu trinken und hör' auf zu jammern.
Die Saufbrüder lassen mich im Stich. Ich brauche Hilfe.

Entweder ich ertrag's oder ich gebe nach. Ich gehe alleine ins Kino, ich fliege alleine in den Urlaub. Warum sollte ich nicht alleine in eine Kneipe gehen?

Wenn's doch hilft? Verdammt. Ich weiß es nicht.
Morgen sehe ich Sie wieder.

verzweifelt,
Kas

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Samstag, 3. November 2018
Report #58
Ich trinke natürlich. Für die Wissenschaft und wegen der Wissenschaft.

Zaubertricks müssen eben ausprobiert und validiert werden. Das verlangt die Zauberkunst. Hilft ja nichts. Deswegen habe ich mir heute vor Ladenschluss noch eine neue Flasche billig-edlen Tropfens besorgt, um den Trick des Herrn al bern auszuprobieren.

Aus dem Mangel einer passender Karaffe, habe ich das leidigschmeckende Süffiziat in mein einziges Weinglas (keine Lüge) gefüllt. Wie gesagt, ich trinke nur alleine, nie in Gesellschaft (Lüge).

Aus Mangel an einem Mixstab (armer Student), habe ich mich für die tradtionellere Alchemisten-Kombination aus, mehr oder weniger, trainierten Unterarmen und Teelöffel entschieden.

Um die Sauerstoffzufuhr etwas an das Mixrezept anzugleichen, habe ich mich entschlossen die ca. zehn Sekunden mit dem Mixstab auf ca. dreizig Sekunden Handarbeit auszuweiten. Der Autor möge es mir verzeihen.

Ich nehme also einen letzten Schluck der bereits bekannten Mixtur, eher ich mit meiner linken Hand das Glas verschließe (um nervige Rotweinflecken auf allem zu vermeiden) und rühre dann mit Teelöffel in der linken Hand mit vollster Leidenschaft, Zuversicht und Neugier in der rötlichen Brühe.

Bevor ich probiere, spüle ich sommeliergemäß meinen Mund mit Mineralwasser aus. Mit dem ersten Schluck bilde ich mir eine Geschmacksveränderung ein, bei jedem weiteren werde ich mir doch unsicher. Sind meine Geschmacksnerven einfach schon zu verdorben?
Scheitere ich, die Billigwein-Koryphäe, an meinem mangeldem Wissen was einen Wein wirklich gut macht?

Ich verzweifle. Versuch fehlgeschlagen? Doch keine Herstellung von Gold? Ich schiebe es auf die doch große Abweichung des Versuchsaufbaus und nehme mir vor, es später bei einem Heimatbesuch mit Karaffe und automatischen Mixstab erneut zu versuchen.

Herr al bern, ich bitte Sie, meinen stümperhaften Versuch zu entschuldigen.

Genug der seriösen Wissenschaften.

Wie ich bereits in einem älteren Report bereits einmal schrieb, studiere ich an einer deutschen technischen Universität ein naturwissenschaftlich-technisches Fach. Meinen ersten akademischen Grad habe ich bereits verliehen bekommen, doch dank Bologna-Prozess wird ein zweiter ja quasi verlangt. Und da es mir an der Universität, alles in allem, doch gut gefällt dachte ich nach meinem ersten Abschluss, man könnte ja einfach zwei Master machen.

Werde ich später damit mehr Geld verdienen?
Studienberatung: Nein, höchst wahrscheinlich nicht.
Werde ich damit später leichter einen Job finden?
Studienberatung: Nein, wahrscheinlich nicht, aber...
Warum sollte ich das dann machen?
Studienberatung: Warum fragen Sie mich das? Es war ihre Entscheidung...
Weil ich was lernen will. Weil ich mich nicht begrenzen lassen will. Weil es mir mehr Möglichkeiten gibt Vorlesungen, Projekte und Seminare zu belegen, die mich interessieren.
Studienberatung: Kommen Sie denn mit dem Geld aus?
Ja. Notfalls trinke ich Rotwein für 2,79.

Ich weiß nicht, wann es damit begann, aber wenn ich mir eins nicht vorwerfen lassen will, dann ist es mangelndes Engagement. Halbe Sachen. Vorallem bei Sachen die mir wichtig sind.

Garnicht oder Ganz. Ja oder Nein. Wenn, dann den ganzen Weg und notfalls die extra Meile. Was soll's. Warum? Weil ich mich dafür entschieden habe. Und weil ich es nicht leiden kann, wenn man sich nicht darauf verlassen kann.

Ist es eine Sache meiner Generation? Generation Unverbindlich? Ich weiß es nicht und möchte es nicht verallgemeinern, aber mein Gefühl sagt ja. Aber ich weiß es nicht.

Aber versteht es nicht falsch. Nichts spricht dagegen, sich einzugestehen, das man den falschen Weg gegangen ist. Wenn trotz allem Engagement alles schiefgeht. Was soll's. Auf ein Neues. Aber es darf nicht schiefgehen, weil man sich nicht genug reingehängt hat.

Skeptische Schlücke genießend,
Kas

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