Samstag, 3. Juni 2023
Nepal
Vollmond. Freitagabend. Nacht.

Nach acht Bier in meiner sterbenden Stammkneipe zieht es mich auf dem Heimweg in eine andere Kneipe. Fast unerwartet treffe ich auf einen Arbeitskollegen, Anfang 30.

Nach kurzem Intermezzo an der Bar zieht er mich zu einem Tisch mit drei hübschen Frauen und einem Typen Anfang 20. Für mich eigentlich zu jung, für ihn, kein Plan.

Nach ein paar Momenten, merke ich, dass wir unerwünscht sind, sie stören, doch er, versteht, merkt es nicht. Ich schau mich um und komme ins Gespräch mit dem Nachbartisch.

Drei ebenso junge Nepali, die sich in mich fast verlieben, als ich Kathmandu erwähne. Jemand der zumindest ihre Hauptstadt kennt. Und wir kommen ins Gespräch, über Sherpas, Himalaya, Rhinos, Kultur, Glaube, nepalesische Frauen.

Wenn eine Frau interessanter wäre als diese drei junge Nepali und ihre Oden über ihr Heimatland, ich würde sie auf der Stelle heiraten. Die Leidenschaft, mit denen sie über ihre Heimat reden, ihr Wille und Belustigung, wie sie mir versuchen nepalesische Wörter beizubringen scheint unerreichbar.

Ihre Beschwörungen, wie sie mir das entscheidende nepalesische Volkslied und seine Melodie beibringen wollen, was mich zum König von Kathmandu machen soll, wenn ich nur die Melodie korrekt anstimme, belustigt nicht nur sie und mich.

Es lässt sich schwer in Worte fasse und scheint so unerreichbar für jemanden der nicht versteht und als er kommt und seine Kartentricks zu zeigen, weil jede ihn ablitzen lassen hat, sind sie begeistert und doch versteht er nich, worum es eigentlich geht.

Und als ich gehe, weil die Nacht mich ruft, stimme ich das Lied an, mit der korrekten Melodie, dem schlechtesten Nepali. Doch sie lachen, stimmen ein, umarmen mich und wünschen mir alles gute.

Und wenn ich jemals in Nepal, in Kathmandu, oder einer anderen Stadt sein werde, werde ich diese Melodie mit noch schlechterem Nepali anstimmen, und wenn die Leute mich fragend anschauen werden, werde ich ihnen erzählen, wie ich einst im fernen Deutschland spät nachts drei Nepali traf, die mir all das über Nepal erzählten....

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Sonntag, 18. Juli 2021
Mitternachtsgedanken
Wie oft wohl
9mm
mehr bewirken
als
hunderttausendmann.

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Dienstag, 12. Januar 2021
Schlaflos
Schlaflos liege ich im Bett. Ich muss morgen früh aufstehen und arbeiten.
Ich liege da und realisiere:

Ich fühle mich hier nicht mehr wohl.
Aus meiner Wohnung wurde eine Zelle.
Nichts gibt mir das Gefühl zuhause zu sein.
Alles ist kalt und leblos und einsam.

Ich habe es immer geliebt, alleine zu wohnen.
Ich fand es nie schlimm, dass sie so klein ist.
Mich hat es nie gestört, dass es nicht meine Möbel sind.

Jetzt irgendwie schon.
Wieso?

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Dienstag, 15. Dezember 2020
Moralische Instanz gesucht oder auch Moralapostel (m/w/d).
Schwieriges schwirrt mir im Kopf.

Zurzeit lese ich die Memoiren eines verurteilten Mehrfachmörders und sie beeinflussen mich mehr und mehr. Im dazugehörigen Vorwort prophezeit der renommierte Literaturkritikier und Philosoph, dass die eigentliche Kost der Lektüre, die Auseinandersetzung mit sich selbst ist und wie man das Gelesene einordnet und zugleich zeigt er auf, wie selbst der große Foucault dabei scheitert.

So sitze ich also nun da, das Buch vor mir und frage mich, was was rechtfertigt und was gerecht und was nicht gerecht ist. Und wer mir bitte dabei helfen kann.

Zeitgleich setzte ich mich mit meinem Leben auseinander und weiß, nicht die Technologie ist böse, sondern das was der Mensch daraus macht. Und die, die nicht den Hauch einer Ahnung, eines Verständnis für die Materie haben, aber trotzdem die Mistgabeln und Fackeln holen. Warum tun sich die Menschen so schwer, zuzugeben, dass ihnen in gewissen Teilen an Kompetenz mangelt? Ich LIEBE es zuzugeben, keine Ahnung zu haben, weil es mich aus aller Pflicht, irgendwas vernünftiges beizutragen nimmt. "Du, ich habe keine Ahnung, aber wenn ich was tun müsste, würde ich versuchen, Spahgetti anpflanzen." Bekenntnis zur Unkenntnis. So einfach.

Allgemein werde ich derzeit mit Menschen konfrontiert, die ich eigentlich meide. Das Internet. Twitter & Co.. Ich musste an meine versoffenen Barkumpanen denken, die die raue, verrauchte Atmossphäre hoffentlich genauso vermissen wie ich. Geschrieben Worte eines Fremden können nicht das gleiche Maß an Verachtung für gefährlichen Unsinn und Anmaßungen ausdrücken, wie ein verächtlicher Blick, dass Umsetzen an einen anderen Tisch, das Verrücken eines Platzes an der Theke. Ach, ich vermisse die Kneipe. Soviel besoffene Symbolik.

Ich glaube, was bleibt, ist: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Und jeder hat eigene Moralische Maßstäbe und es bleibt eine sehnsüchtige Illusion, dass eine moralische Instanz einem die Entscheidung abnimmt.

"Jesus würde Weihnachten alleine feiern." so oder so ähnlich titeln irgendwelche Tages/Wochen/Monats-Zeitungen. Und so manch gläubiger Christ müsste sich fragen, ob sie den Papst interviewt haben oder wer sich anmaßt, das Verhalten Gottes (nach Erstes Konzil von Konstantinopel) vorherzusagen. Ich meine, wow, mutig.

Versteht ihr was ich meine? Waurm hat es mich vorher nie so gestört? Ich dachte, ich wüsste was gut und was schlecht ist, nach meinen Maßstäben, aber jetzt stelle ich alles in Frage und sehne mich nach Halt oder zumindest Diskussion. Ich würde alles dafür geben mit einem Messwein mit dem Papst zu diskutieren. Oder dem Patriarch von Konstantinopel. Oder dem Scheich der Azhar. Oder dem Mardschaʿ-e Taghlid, wenn es einen gäbe. Notfalls auch er Dalai Lama, wenngleich ich ihn eher öde und ausgelutscht finde. Merkwürdig, dass ich gerade in der Religion Rat suche, aber was will mir die Wissenschaft von Gerechtigkeit, von Gut und Böse, erzählen?

Ich glaube, ich bin zu unsensibel. Ich bin kein Freund der Opferrolle. Ich verstehe nicht, wieso Menschen so schnell beleidigt sind und Sachen persönlich nehmen. Ich bin ein Freund des Ruppigen, des Emanzipierten. "Du bist ein Arsch." - "Ich weiß, es passiert einfach manchmal." anstatt "Wie kannst du sowas sagen...?".

Versteht mich nicht falsch, Sensibilität ist gut und verdammt wichtig, aber nur um richtigen Moment und Maß. Und den haben wir glaube ich seit langem irgendwie verloren.

Man bekennt sich mehr nach außen, als nach innen. Vor Jahren, hatte ich Mal die Diskussion mit meinem Religionslehrer, ob der Mensch nur in Gesellschaft Mensch ist. Er sagte ja, ich nein. Aber ich schweife ab und ich weiß nicht wohin.

Seid und bleibt empört. Das Buch fasziniert, durch seinen Drang sich zu erklären und sich dabei nicht zu entschuldigen. Das "Recht auf Verbrechen" vor der Revolution.


Würdet ihr euch einer Gehirnoperation unterziehen, wenn sie sicherstellen würde, dass ihr nie wieder Unrecht tut? Niemanden? Oder seht ihr das (potenzielle) Übel/Böse als Teil eures Selbst? Als Ausdruck eurer Persönlichkeit, als Ausdruck eures eigenen Glücks?

Ich weiß nicht, was mir lieber wäre: Das ihr mich versteht oder nicht.

Es sei wie es sei.
Kas

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Montag, 2. November 2020
Wer bin ich?
Ich bin noch da.
Irgendwie.
Wieso auch nicht?

Es ist:
kritisch.

Aber gut.
Wer ich bin?

Das radikale
Ja.

Mir gehts gut.
Irgendwie.

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Montag, 9. Dezember 2019
Traumroutine I
Mit aller Kraft drückt er meinen Kopf in den Dreck während die Welt um uns herum untergeht. Das, was von meinem Körper übrig geblieben ist, schreit mit aller Sehnsüchte nach dem Tod. Ich spüre seinen warmen, harten Körper, den er unter größter Anspannung an mich drückt, um den Scheusalen und Bestien weniger Angriffsfläche zu bieten, mit einer Intensität, die ich niemals habe träumen können.

So verharren wir mehrere Ewigkeiten, ehe sich die Lage für einen Moment entspannt. Mit einem Ruck reißt er meinen Kopf aus dem Dreck und meine Lungen füllen sich schmerzlich mit der lang ersehnten Luft. Er dreht meinen Körper herum und schaut mich mit seinen glänzenden Augen und seinem irren Lachen an.

Sein Blick durchbricht die letzten Fesseln meines Verstandes und erreicht die Ufer meiner innersten, verletzten Seele.

"Kas, vergiss nicht: Der Schmerz des Lebens lohnt sich. Jeder einzelne Moment."

Damit lässt der Irre von mir ab, springt auf und sprintet mit dem agonischsten aller Lachen den Toren aller Höllen entgegen.

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Montag, 2. Dezember 2019
Uhrmensch
Eigentlich will ich nur funktionieren
wie ein Uhrwerk und
sterben
wie John Henry.

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Montag, 2. Dezember 2019
Ende einer Nacht
»Sag mir Kas, wann haben wir angefangen zu sterben?«
»Ich weiß es nicht, wahrscheinlich mit dem Moment unserer Geburt?«
»Und... warum hat es sich dann nie angefühlt, als würden wir leben?«

Stille.

»Was hattest du denn erwartet?«
»Nicht das... Zumindest nicht das.«

Stille.

»Und..., wenn wir es nochmal versuchen würden?«
»Nochmal versuchen?«
»Ja, das..., das mit dem Leben.«

Stille.

»Du vegisst: Wir sind tot.«
»Nein, nein..., ich weiß. Ich meine ja nur.«

Stille.

»Stell dir nur mal vor: diese alles vernichtende Agonie zu besiegen mit, mit... pathetischer Euphorie.«
»Du meinst: Leben besiegen mit... Leben?«
»Ja... Vielleicht...?«

Stille.

»Einfach Ja sagen.«
»Ja?«

Stille.

»Zu was? Zum Leben?«
»Nein, nein... Ja, zum Tod.«

Stille.

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Montag, 6. August 2018
Kommentarlos
Scheiße, was ist aus mir geworden?

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Donnerstag, 9. November 2017
Neugier
Im Moment des Abgrunds
verlässt mich mein Horizont
Neugierde erfüllt mich:
Was werde ich tun?

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