Donnerstag, 24. November 2016
Report #24
Heute mal etwas anders? Keine Ahnung, aber irgendwie ist es mir danach. Was soll's.

Der Tag fing gut an, früh aufgestanden, eine Stunde Frühsport, dann schön kalt geduscht, das pure Leben und ab an die Uni. Soweit alles gut.

Dann treffe ich Sie. Ich bin auf dem Campus, eile zur Vorlesung und sie kommt mir entgegen. Unsere Blicke kreuzen sich. Wir sehen, starren, uns an. Keine Regung von mir, keine Regung von ihr. Dann sind wir aneinander vorbei. Ich war nicht darauf vorbereitet und verfluche im nachhinein Johnny und seine Queerbootboys.

Nach der Vorlesung hier und da, Home Office sei dank, etwas gearbeitet und um ehrlich zu sein, mehr darüber aufgeregt. Eigentlich hatte ich alles für die Woche bereits am Wochenende zuvor erledigt, aber dann doch wieder etwas aufgedrückt bekommen. Hauptsache aufregen. Da war der Tag bereits absolut scheiße.

Dann nochmal an der Uni wegen Übung. Mit - überraschenderweise - Ihr. Schon absolut auf 180. Absolut unausgelichen, absolut angepisst. Natürlich klappte bei mir nichts, was alles nur noch schlimmer machte. Ich saß nur da, und fluchte leise, weil nichts wollte, wie es sollte. Ich hätte wirklich im Strahl kotzen können. Und sie saß, weniger angepisst, aber ebenso verzweifelt vor mir.

Dann heim, kurz entspannen, dann wieder an den Rechner und das von der Übung mit einem kühlen Kopf schnell geflickt und korrigiert. Ich brauche Ruhe und einen kühlen Kopf und effektiv und richtig zu arbeiten. Woran ich in der Übung verzweifelt bin, war plötzlich kein Problem.
Einfach Scheiße.

Anschließend etwas aufgefrischt und ab auf den Weihnachtsmarkt. Verabredung mit einem guten Kumpel und seiner Freundin. Er verspätet sich weil der Prof. wiedermal überzieht und ich mach mich auf, seine Freundin zu finden. Ich habe sie erst einmal gesehen und finde sie natürlich nicht, aber wie sich später rausstellte, war sie überhaupt nicht da, wo er sagte, sondern hatte sich bereits gemütlich mit Winterkuschelkleidung eingedeckt.

Dann wurde der Tag besser. Alkohol hilft. Hier ein Glühwein, da ein Glühwein. Dann Bier, zumindest für mich. Ich glaube, ich bin der einzige der selbst auf einem Weihnachtsmarkt ein kaltes Bier bevorzugt. Glühwein ist cool, aber nicht so geil, wie ein schönes, kaltes Bier. Bin halt doch Bayer, durch und durch.

Sie sah ich überraschend auch kurz an einem der Stände. Hier schenkte ich Ihr endlich ein kurzes Lächeln. Sie sah mich, doch dann bekam ich Glühwein über die Jacke geschüttet und achtete nicht auf Sie. Egal, mir ging es wieder gut. Alkohol hilft.

Wir schlenderten noch etwas herum, genossen den Abend und hatten eine schöne Zeit. Ich mag die Freundin meines Kumpels. Ein nettes, hübsches, bodenständiges Mädel, keine Frage.

Ich weiß nicht wie, aber irgendwie kamen wir am Ende, bereits auf dem Heimweg auf das/ein Thema. Ich bin kein Freund von Verheimlichungen. Ich spiele lieber mit offenen Karten. Wer mit offenen Karten spielt, muss sich keine Sorgen machen, dass ihm jemand in die Karten späht. Deshalb wusste mein Kumpel natürlich Bescheid und er hatte es auch seiner Freundin erzählt, was mir ehrlich gesagt nichts ausmachte. Ich würde es nie abstreiten, vor niemandem.
Es ging um meine Tablettensucht vor zwei Jahren.

Einerseits, zwei Jahre, was ist seit dem alles passiert?
Andererseits, zwei Jahre, wie schnell vergeht die Zeit?


Wir reden etwas darüber, mir ist es nicht peinlich, warum auch? Manchmal denke ich noch, die Tabletten würde mir helfen, aber ich weiß, dass stimmt nicht. Der kalte Entzug war hart, aber gut. Und im Nachhinein ist die Geschichte auch schon etwas lustig.

Sie fahren heim, ich bekomme zwei herzliche Umarmungen und mache mich auch auf den Heimweg zu Fuß. Gelobt sei meine Wohnung in der Innenstadt.
Ich stoppe am letzten Kiosk und besorge mir noch ein paar Dosen Bier für den Abend (für einen stolzen Preis).

Jetzt sitze ich hier, trinke Bier und weiß, dass ich morgen um acht Uhr früh zur Arbeit muss, um dringend etwas mit meinem Chef zu klären. Nebenbei denke ich an Sie, an Napoleon und an die Uni und was mich alles am Wochende erwartet. So viel hat sich aufgestaut, soviel blieb unerledigt.

Keine Gnade, keine Angst, alles wird gut. Immer.

Sorry für die Vulgarität und
Nur die besten Grüße,

Kas

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Happy End?
Manchmal wäre es doch cool, wenn das Leben so wie im Film verlaufen würde (bis auf Horrorfilme, obwohl diese manchmal mit einigen Interpretationen und Metaphern das wahre Leben gut widerspiegeln) und alles zu einem befriedigenden Ende hinausläuft.
Wenn die Blicke sich treffen, unausgesprochene Dinge ausgetauscht werden und ein Gefühl der Intimität zurückbleibt.
Wenn ihr euch dann zufällig wiedertrefft, tauscht man zwei oder drei simple, aber vielsagende Worte aus und booom - man lebt glücklich bis ans Ende der Tage.
Tja, leider läuft das Leben nicht so einfach. Jeder trägt sein Päckchen mit sich. In diesem Päckchen sind all die Dinge vor denen man sich verstecken möchte, aber man kann nicht weglaufen, weil das Päckchen automatisch zu einem gehört und es auch einem zu dem Menschen macht, der man ist.
Ja, Alkohol hilft - manchmal, aber nicht immer. Im Grunde genommen ist es doch auch eine Art Flucht. Eine Flucht um die Realität zu verzerren.

Not yet Happy End ...

To be continued ...

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Happy End?
Ich habe etwas nachgedacht und ich glaube, ich ziehe das reale Leben doch jedem Film vor. Wobei ich eigentlich gar nicht genau weiß, warum.

Klar gibt es verführerische Filme, aber ich weiß, trotzdem nicht. Das Leben ist glücklicherweise (?) eben nicht auf anderthalb oder zwei Stunden Unterhaltung angelegt. Es ist unerwarteter, mit wilderen, längeren Spannungsbögen und öderen Abschnitten, bei denen man nicht einfach ausschalten oder einschlafen kann.

Ich glaube, ich trage mein Päckchen gerne. Zumindest denke ich es, oder rede es mir auch nur ein. Es war spannend, sich darüber Gedanken zu machen, was sich in meinem "Päckchen befindet". Aber man wird es wohl nicht los?

Vielleicht sollte man, anstatt zu versuchen es abzuschütteln, es fester zurren?

Alkohol ist nicht nur eine Flucht, sondern auch ein Fluch. Eine Art temporärer Problemlöser. Für Äußeres und Inneres. Eigentlich bin ich dabei, mir das trinken (vorallem das "Einsame" Trinken) abzugewöhnen. Aber dann ist der Weihnachtsmarkt direkt um die Ecke und gefühlt direkt zwischen meiner Wohnung und dem Campus.
Und irgendjemand findet sich immer.

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich wünsche mir kein allzukitschiges Happy End. Das gebe ich hier offen (?) zu...

Ich bleibe gespannt...

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Die Philosophie des Lebens
Ja, es macht Spaß etwas zu philosophieren. Ich tue das oft gedanklich. Manchmal habe ich das Gefühl ich lebe in meiner Philosophie. Allerdings erlange ich dadurch ab und zu Erkenntnisse über mich selbst, genauso wie ich sie auch wieder verwerfe.
Mein Päckchen ist wohl ziemlich voll mit Selbsthass, Egoismus, Misstrauen, Uneinsicht, Schuldgefühle, Vorwürfe, usw.
Ok, aber wer hat das nicht? Es gehört zu mir und auf eine Art und Weise mag ich es auch, obwohl es mir oft Angst macht. Aber sind Ängst nicht auch irgendwie faszinierend?
Man sagt doch, das Leben schreibt die besten Filme. Wenn man es so betrachtet, sollte man sich nicht wünschen, dass das Leben wie ein Film ist, sondern dass der Film das Leben ist.
Happy End ist relativ. Vielleicht ist der Weg bis dahin viel wichtiger als das Ende selber.
Wenn ich meinen nächsten Glühwein trinke, denke ich an dich! ;-)
Sayonara

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