Montag, 9. Januar 2017
Ampelroutine
Ich bin auf dem Weg zur Uni und stehe an meiner Schicksalsampel. An guten wie an schlechten Tagen entscheidet sie, ob ich pünktlich oder zu spät komme.

Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter steht neben mir, hält sie an der Hand und ich schnappe einige Wortfetzen auf.
"... der Michal ist deshalb so schlecht in Mathe, weil niemand mit ihm übt!" sagt die Mutter bestimmt.
"Aber seine Eltern sind polnisch!" wirft die Kleine ein.
"Das hat damit überhaupt nichts zu tun." beharrt die Mutter weiter. "In Polen hat man auch Plus, Minus, Mal und Geteilt." Die Ampel wird grün, wir laufen los.
Lektion gelernt?

Ich bin auf dem Weg zur Wohnung und stehe an meiner Schicksalsampel. An guten wie an schlechten Tagen ist es mir egal, wie sie steht, denn ich bin gleich endlich zuhause.

Ein Mann mit seinem Sohn steht gegenüber von mir und hält ihn an der Hand. Es ist kein Verkehr, aber die Ampel zeigt rot. Schnell schaut er die Straße auf und ab, dann hebt er seinen Sohn hoch und eilt über die Straße. Die Mitwartenden werfen ihm einen skeptisch-entsetzten Blick zu. Mir ist es eigentlich egal. Die Ampel ist rot, wir warten.
Lektion gelernt?

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