Mittwoch, 11. Januar 2017
Report #26 - Maschinerie
Neues Jahr, neues Glück.
Wie es mir geht? Hervorragend, eigentlich.
Warum?
Es fühlt sich gut an. Irgendwie.

Gerade habe ich mir ein Bier aufgemacht, obwohl noch so viel Arbeit auf mich wartet. Es ist absolut stressig momentan. Ich versinke im Stress. Aber es fühlt sich trotzdem gut an.

Ich halte mit einigen meiner Vorjahresvorsätze noch durch. Aber darum geht es überhaupt nicht. Es geht um den Impuls, den Antrieb.

Normalerweise würde ich verzweifeln. Vielleicht werde ich es auch noch. Aber bisher geht es mir noch gut. Ich weiß, dass es nur eine Phase ist. Der Stichtag ist der 31. März. Dann endet das Semester, alle Prüfungen und Projekte sind vorbei und auch meine Arbeit an der Universität endet dann vorerst.

Aber ich weiß auch, dass ich so unglaublich viel mitnehmen werde aus dieser Phase. Auf allen Ebenen. Es fühlt sich an wie eine komplexe, mysteriöse Maschine, die vorher nutzlos war und bei der urplötzlich alles auf besondere Art ineinander greift. Eine Art Sinnstiftung. Man mag lachen über den Vergleich, aber für mich ergibt es Sinn. Es passieren Dinge, es ergeben sich gute Sachen in allen Richtungen. Und es fühlt sich verdammt gut an.

Ich weiß nicht wo es schlussendlich hinführt, aber ich glaube, es wird besser sein. Es heißt nur zusammenreißen, durchbeißen, durchhalten. Keine Zeit zum Jammern. Es wird großartig sein.

Kas

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Montag, 9. Januar 2017
Ampelroutine
Ich bin auf dem Weg zur Uni und stehe an meiner Schicksalsampel. An guten wie an schlechten Tagen entscheidet sie, ob ich pünktlich oder zu spät komme.

Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter steht neben mir, hält sie an der Hand und ich schnappe einige Wortfetzen auf.
"... der Michal ist deshalb so schlecht in Mathe, weil niemand mit ihm übt!" sagt die Mutter bestimmt.
"Aber seine Eltern sind polnisch!" wirft die Kleine ein.
"Das hat damit überhaupt nichts zu tun." beharrt die Mutter weiter. "In Polen hat man auch Plus, Minus, Mal und Geteilt." Die Ampel wird grün, wir laufen los.
Lektion gelernt?

Ich bin auf dem Weg zur Wohnung und stehe an meiner Schicksalsampel. An guten wie an schlechten Tagen ist es mir egal, wie sie steht, denn ich bin gleich endlich zuhause.

Ein Mann mit seinem Sohn steht gegenüber von mir und hält ihn an der Hand. Es ist kein Verkehr, aber die Ampel zeigt rot. Schnell schaut er die Straße auf und ab, dann hebt er seinen Sohn hoch und eilt über die Straße. Die Mitwartenden werfen ihm einen skeptisch-entsetzten Blick zu. Mir ist es eigentlich egal. Die Ampel ist rot, wir warten.
Lektion gelernt?

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Freitag, 6. Januar 2017
In the Desert
Heute mal etwas ganz anderes. Ich möchte euch mein "Lieblingsgedicht", besser Lieblingszeilen vorstellen.

Da der Autor über hundert Jahre tot ist und man das Gedicht auf unzähligen Seiten im Internet findet, bin ich so frei und zitiere es hier.

Wenn irgendjemand Ansprüche oder Beschwerden hat, solle er mir eine Mail schreiben.



In the Desert by Stephen Crane

In the desert
I saw a creature, naked, bestial,
Who, squatting upon the ground,
Held his heart in his hands,
And ate of it.
I said, “Is it good, friend?”
“It is bitter—bitter,” he answered;

“But I like it
“Because it is bitter,
“And because it is my heart.”



Ich liebe das mächtige Bild das er malt, die Situation die er beschreibt, die wenigen Worte die er dafür benutzt und der kurze, großartige Dialog. Ich mag es einfach.

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Donnerstag, 5. Januar 2017
Rat, Ratschläge, Ratgeber, Ratlosigkeit
Die letzten beiden fast-schlaflosen Nächte beschäftigt mich bereits meine Ratlosigkeit.

Das schlimmste sind Ratgeber-Bücher oder Ratgeber im Internet. Ratgeber die angeblich eine Antwort haben die hilft.
Mir kommt es vor, als wären es Horoskope. Für ein detailiertes Szenario, eine wirkliche, echte Situation bekommt man eine generische Auswahl an Tipp und Tricks. Am besten noch von einem wie-auch-immer-renommierten Profi.
Und dann versucht man seine Wirklichkeit, die Realität irgendwie in diese vage Beschreibung zu pressen. Und warum? Weil man einfach ratlos ist.

Bei Ratschlägen von Freunden, Bekannten, Fremden ist es ähnlich. Warum? Glaube ich, dass ich die Wirklichkeit, die Situation so verständlich, so präzise wiedergeben kann, dass alle Gründe, Überlegungen, Emotionen, Gefühle, Ängste, Sorgen, Schwingungen, Kleinigkeiten, die eine Rolle spielen könnten, sollten, müssten, darin enthalten sind? Nein, glaube ich nicht. Ist das nötig? Ich weiß es nicht.

Das Einzige, was vielleicht hilft sind Leitsätze, Grundsätze, Maxime. Ratschläge, die nicht auf eine bestimmte Situation die Antwort wissen sollen, sondern einen Grundgedanken, eine Grundeinstellung, ein Grundverhalten bieten sollen. Aber sie nehmen einem nicht die Entscheidung ab.

Was ist der Grund für Ratlosigkeit? Angst vor Fehlentscheidungen, Fehlverhalten. Das Suchen nach Rat ist eine Suche nach Hilfe. Und nach einer Möglichkeit, Verantwortung abzugeben.

Schlussendlich sind wir doch selbst die einzigen, die die Situation wirklich kennen. Nur wir selbst kennen uns. Wir wissen was uns beschäftigt, führt, trägt. Wir wissen, dass wir schlussendlich die Konsequenzen unseres Handeln, unserer Entscheidung alleine tragen müssen. Zumindest sollten wir es, wissen als auch tun.

Ich glaube, wenn wir die Entscheidung wirklich alleine fällen, können wir uns überhaupt nicht falsch entscheiden.

Diese Überlegungen und Gedankengänge helfen mir nicht bei meiner Ratlosigkeit, aber sie sind zumindest gedacht, vielleicht auch nicht bis zum Ende. Oder vielleicht doch?

Wirklich schlussendlich werde ich die Konsequenzen, egal wie ich mich entscheiden werde, tragen müssen, tragen dürfen? Egal, ob ich sie fälle, meine bester Freund, eine Münze oder ein Online-Ratgeber.

Vielleicht geht es eher darum, wie man sie trägt anstatt, was man trägt?

Kas

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Dienstag, 3. Januar 2017
Unsinn #7 - Komfortzone
"Du musst endlich deine Komfortzone verlassen!"

"Komfortzone?"

"Ja. Der Bereich deines Lebens in dem du dich wohl fühlst! Du musst mehr wagen, mehr riskieren! Trau dich mehr!"

"Ich habe keine Angst vor Versagen, Ablehnung, Abneigung oder Spott. Mein Leben ist bestimmt durch allgegenwärtige, panische Todesangst. Jede andere Angst verblasst daran. Ich wünschte ich hätte eine Komfortzone."

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